AKTUELLES

(gießen, den 2. juni 2013) Seit einer Woche eine kleine Pause. Am 17. Mai hatten wir in einer Art Preview das Weihnachtsstück 2013 / 14 in Gießen über die Bühne gebracht. Die leitenden Zimmer waren zufriedener als ich. Besser so als andersrum. Aber im November ist ja noch Zeit. Wir werden es getan haben. Im Anschluß daran war ich eine Woche in Freiburg, um den Loriot - Abend aufführungsreif zu erinnern. Immer wieder eine große Freude den wunderbaren Heinz Meier zu treffen. Jetzt ein bisserl frei und draußen Regen, kalte Winde, drinnen Vorbereitungen, lesen, Kaffee trinken oder Wein und ab dem 10. Juni wieder nach Freiburg. Rathausfestspiele.


(gießen,  den 15. april 2013)
Unlängst stellte mein Freund Mahler einen schönen Link von Patti Smith in die vernetzte Labberwolke. Von den Achterbahnen. Der letzte Freitag war gewiß oben. Freundliche und entspannte Gesichter vor und nach der Premiere, eine Arbeit jenseits selbstverliebter Deutungsguillotinen. Kein einfaches Stück, die Koketterie "unspielbar" stand mehrmals im Raum, aber wir haben es erwachsen hinbekommen: Kollegen, Freunde, Presse und die Wichtigen (Publikum!) einig erfreut. Meine größte Freude, daß die Schauspieler relativ schnell den spitzen Zeigefinger in Richtung Textvorlage eingezogen haben und der Zweifel kreativ wurde. Man tat es gemeinsam und die gute alte Verantwortung wurde aufgeteilt. Gescheit, sonst wird das Ganze eh nix! Gelle Konschtanz. Hier zu den ersten Kritiken. Ab morgen Abend die Vorproben für das Weihnachtsstück 13 / 14. Ich halte den Finger aus dem Fenster und denk' wie stets: Absurdistan rules the world und sicher die Theater!


(gießen, den 6. april 2013) Dieser Winter war ein zäher, aber irgendwann mußte er aufgeben. Proben scheinen manchmal unendlich lang und plötzlich steht man mit beiden Beine in den Endproben. Der "LENZ" ist nah. Was das werden wird? Sollen die Zuschauer entscheiden. Man kündigt uns an oder schaut froh voraus. Mehr ist nicht zu bemerken. Bis Stand heute eine angenehme und spannende (Scheißwort!) Arbeit. Ich bleibe - seit Konstanz im Herbst 2012 - vorsichtig. Eine Produktion endet mit der letzten Vorstellung. Wer unbedingt ans Theater möchte: Foto oben zeigt einen Probenraum. Da waren wir ein paar Wochen tätig. Keine Sorge, das Gebäude ist beheizbar.


(gießen, der 28. februar 2013)
Die Meteorologen behaupteten unlängst via Presse, daß dieser Winter ein ganz besonders trüber gewesen sei. Ich wäre bereit, dem zuzustimmen. Jetzt nähert sich der Lenz in Fragmenten. Nächste Woche Probenbeginn. Die Ampel steht auf grün. Direkt daran anschließend die Vorproben für das Weihnachtsstück 13/14, ebenfalls am Stadttheater Gießen. Titel kann noch nicht genannt werden. Dann Wiederaufnahmeproben für "Ach Was! Loriot!" in Freiburg. Es folgt auf dem Fuß: "Shakespeares gesammelte Werke (leicht gekürzt)". Immer noch Freiburg, erstmals die Rathausfestspiele. März bis Ende Juli also keine Klagen.


(gießen, den 24. januar 2013)
Eigentlich sollte ich fleissig sein heute und drei Inszenierungen vorbereiten. Mal die eine, dann die andere und vielleicht auch die dritte. Denn ab Ende Februar ist dafür keine Zeit mehr. Bis Ende Juli. Aber heute bin ich nicht hier. Heute bin ich durch den Zeitspalt gerutscht. "Nein, wir machen weiter! Was wir hier und heute spielen, ist etwas, was wir noch nicht wissen können, was noch geschehen wird, etwas aus der Vergangenheit, was nicht vergangen ist, was nicht vergangen sein kann, das spüren wir genau. Was, so vergangen es sein mag, noch nicht, noch immer nicht angekommen ist. Wir sind in unserem Hochland so etwas wie Gespenster, die kommen auch nur einmal, und dabei kommen sie zurück." Das hätte ein Christian 1982 auf einer Probe gesagt, auf einer Durchlaufprobe von "Speckhut", in einem Hinterhof an der Luxemburgerstrasse im Köln des Sommers 1982, als der Regisseur den Durchlauf unterbrach und das Ganze von vorne beginnen wollte. Friederike Kretzen erinnert schreibend, dies habe jener Christian gesagt, und sie - damals nur Ike - war bei dieser Produktion Dramaturgin und Protokollantin. Und unlängst hat sie ein Buch verfasst über diese Zeit, über diesen wegweisend verwirrenden und verwirrten, euphorisch schmerzlichen Sommer in der - so schreibt sie - "Speckhutstadt" Köln. Ein Buch, welches an meinem Herzen zerrt. "Christian, der Erzähler. Ein langer, dünner Kerl mit tief in den Höhlen liegenden Augen und einer weit vorstehenden, zweimal gehökerten Nase. Wie ein Geier. Er hielt sich, weil er so lang und dünn war, nach vorne gebeugt. Als wollte er uns in seiner Kleinheit entgegenkommen und sie uns nicht spüren lassen. Ihn anzuschauen stimmte uns alle gleich weicher. Sein Körper beschrieb eine Kurve der Anteilnahme. Er war die Seele der Gruppe. Alle wollten mit ihm befreundet sein. Sein schulterlanges Haar hing ihm wie einem nassen Reiher vom Kopf. Als Erzähler war er der Einzige im Stück, der eine durchgehende Rolle hatte. Und er konnte, wie ein Reiher, einfach stillstehen und dabei immer durchsichtiger werden, als wäre er ein Teil der Umgebung. Lemmy hatte ihm aus irgendeinem Grund einen langen, schwarzen Ledermantel mitgebracht, in dem er wohl selbst rumgelaufen war. Christian sollte ihn als Kostüm tragen, zumindest für die Proben, aber er zog ihn nicht mehr aus." Wahrscheinlich trage ich noch heute Christians Mantel, auch wenn wir nun schon begonnen haben, wichtige Teile unseres Lebens abzuheften. Die Suche nimmt kein Ende. Doch fast hätte ich vergessen, was wir immer sangen, wenn wir dann die "Speckhut" - Proben beendet hatten und um die Ecke bogen, um bei "Kitty" Kölsch zu trinken, Frikadellen zu essen und zu flippern. Die nächsten zwei Tage bleibe ich in Köln. "Wenn der Anu Branco wüsste, wie teuer die Liebe sein mag!"