AKTUELLES


(gießen, den 29. dezember 2012)
Rückblick auf ein bewegtes Jahr. Gießen. Köln. Gießen. Tatlisu. Istanbul. Gießen. Freiburg. Brunnen. Konstanz. Polen. Konstanz. Gießen. Prag. Gießen. Ilmenau. JVA Butzbach. Die letzten beiden Stationen waren mehr als Entschädigung für einige Angestrengtheiten und Irritationen der letzten Monate. Auf dem Goethewanderweg spazieren war Weihnachten, wie es friedlicher kaum geht. Klöße gab es auch. Und Restschnee. Und die beste Begleitung der Welt. Die letzten beiden Tage dann ein künstlerischer und menschlicher Abschluß des Jahres von großer Intensität. Die mit den Insassen in Butzbach erarbeitete Lesung von Graetz` "Urlaub aus Burstadt" wurde vorgestern von den aufmerksam zuschauenden und zuhörenden rund 50 Mitgefangenen begeistert aufgenommen und diskutiert. Im Anschluß - Teil zwei des Kulturprogrammes -  habe ich Karl - Heinz Maslo noch bei seinem Solo "Süchtig" als Souffleur und Techniker ausgeholfen. Klasse Typ. Hängengeblieben ist mir insbesondere ein Satz. "Der Süchtige ist eine Handgranate. Er verletzt die, die ihm nahestehen. Warum? Weil sie ihm nahestehen!" Ein sehr langer und sehr schöner Tag. Gestern dann die nachgeschobene "Premierenfeier" mit allen Beteiligten der Kulturgruppe im Knast. Dankbar bin ich, diese Menschen kennengelernt zu haben. Und einige ihrer Abgründe. Ich war fast wehmütig, als ich wieder vor den Mauern stand. Größter Dank ist Götz Eisenberg auszusprechen, zum einen für die beeindruckende Arbeit, die er im Knast leistet. Und zum anderen für die Begegnungen, die er mir dort ermöglicht hat. Danke, Götz! Und nun wünsche ich allen, die hier vorbeischauen, einen ausgelassenen oder ruhigen Rutsch in ein gesundes und friedliches 2013! Keine Vorsätze! Wünsche? Sicherlich! Keine "OhSorries", "EyTutMirEchtLeidse" und Falschparker aller Art.

(gießen, den 4. dezember 2012) Das war ein richtig zäher und mühsamer Herbst. Etliche Versuche Unbegreifliches nachzuvollziehen (erfolglos!), ein nervtötendes Hin und Her mit dem Finanzamt (erfolgreich!), eine erfreuliche WA und sonst nicht viel zu tun. Oh Fluch der ewigen Selbstmotivation! Ab morgen nun werde ich bis Weihnachten mit 10 bis 15 Häftlingen in der JVA Butzbach ein Hörspiel erarbeiten, als eine Art szenische Lesung. Mal schauen, was möglich ist. Premiere ist am 27. Dezember. Der Autor Wolfgang Graetz saß selber mehrere Jahre im - damals noch - Zuchthaus Butzbach ein. In "Urlaub aus Burstadt" verarbeitet er eigene Erfahrungen. Ich werde lernen.

(gießen, den 19. oktober 2012) Kein Kommentar zu der "Konstanzer Geschichte". Hatte ich gesagt. Jedoch, wenn eine derart unfassbare Angelegenheit zwei Wochen lang Schlaf und Konzentration raubt, ein paar Bemerkungen. Es ist nicht der Vorgang an sich. Der Versuch und damit essentiell verknüpft, die Chance zu scheitern, sind - Thalia sei Dank! - wesentliche Bestandteile künstlerischer Arbeit. Dies wird aber zu Zeiten, da Theater zu Wirtschaftsunternehmen umgebaut werden, leider gerne vergessen. Das Bedrängende und Einschnürende der "Konstanzer Geschichte" beginnt an dem Punkt, an dem ich spüre, wie ich in ein ungesundes System hineingezogen werde und mir kaum eine Möglichkeit bleibt, dem zu widerstehen. Es ist ein System voller Unaufrichtigkeiten, voller Wendehälse und wirbelfrei Willenloser, ein System, welches Austausch und Auseinandersetzung verweigert, ein System der totalen Entsachlichung von künstlerischer Arbeit. Ein System, welches sich auf zwei Indikatoren aufbaut: Panik und Willkür. Alle Kollegen, welchen ich von der "Konstanzer Geschichte" berichte, fassen sich an den Kopf. "Borderline?" Ja, man macht eine Persönlichkeitsstörung zum Spielzeitmotto da unten. Und mehr ist da wirklich nicht zu sagen, außer: Nix wie Borderline, dert dunne!


(gießen, den 9. oktober 2011)
Bin wieder zu Hause in Gießen und ich bin sehr, sehr froh darüber. Die erste Premiere von "Lametta" hatte am letzten Samstag stattgefunden. War kein rauschendes Fest. Weiß ich doch. Mit dem Klammerbeutel gepudert und so bin ich nicht. Trotzdem zwei recht erfreuliche Besprechungen. Hier und dort auch. Dann brannten einige Sicherungen durch. Oder war es doch nur ein Kurzschluß? Vorbereitet gar? Dazu kein weiterer Kommentar. Außer jenem: ich beauftragte heute das zweite Mal in meinem Leben einen Rechtsanwalt. Das erste Mal war bei meiner Scheidung. 1998.

(gießen, den 7. september 2012) In Polen war es schön, aber zu kurz und deshalb wurde das Land nur am Rande beleckt. Mahler weiß Bescheid. Heute abend beginnt für mich die neue Spielzeit mit der Wiederaufnahme der "Enten Variationen" in Gießen. Im November wird dann dort auch "NORDOST" wieder auf den Spielplan gesetzt. Das freut mich sehr. Die nächste Inszenierung (Uraufführung!) in Gießen mit Premiere im April 2013. In ein paar Tagen geht es nach Konstanz. Und heute? Was wäre wichtig? Herr Robert Zimmerman stürmt wieder los. Mein erster Eindruck: das intensivste und textstärkste Album seit dem '97er "Time out of mind". Roll on, Bob. Restsommer!