AKTUELLES


(gießen, den 22. august 2013)
Das waren an der Seite der besten aller Reisebegleitungen zwei schöne und intensive Wochen im Norden Griechenlands. In Athen oder Saloniki war ich nicht, ok, aber das große Jammern oder die Unfreundlichkeit bekam ich als griechenfreundlicher Tourist bestensfalls in Spurenelementen mit und auch wenn sie Frau Merkel ab und an ein Hitlerbärtchen in Gesicht malen und Schäuble die Luft aus den Reifen lassen, habe ich den Eindruck die Griechen kennen sich aus mit der Würde und wenn sie klagen, dann gehaltvoll. (Übersetzung des Refrain, den alle mitsingen siehe Startseite) Man versuche sich nur einen Satz vorzustellen, der in unserer hysterischen Angstrepublik die Worte "Deutschland" und "Verzicht" beinhaltet. Zur Arbeit: raus aus dem Flieger und rein in die Arbeit. Nächste Premiere am 26. Oktober im Gießener TiL: "True Dylan" von Sam Shepard. Nai, iss true, Lugerth macht ein Stück über den Meister. Die Theatergötter meinen es z.Z. gut mit mir.


(gießen, den 27. juli 2013)
Wunderbare sechseinhalb Wochen mit 3 Schauspielern, welche sich trotz tageweiser Gluthitze die Seele aus dem Leib geprobt haben, die ohne mit der Wimper zu zucken das Spielchen "Niveaulimbo" mit mir spielten und trotzdem den Kopf würdevoll oben hielten, um in der nächsten Sekunde auf den schnurgeraden Highway der tiefergreifenden, tiefergreifenden Ernsthaftigkeit einzubiegen. Doch das, was die Herren Hochleistungsspieler Beckmann, Melich und Pancera am letzten Donnerstag auf die zusammengezimmerten Bretter (Danke lieber Herr Niechotz für das Überlassen der Lenz - Idee und die Vorhänge!) gesetzt haben, wäre ohne die Zuarbeit der drei Grazien der Arbeit - als da waren Dame Kressler, Dame Sautter und Dame Deutscher - niemals möglich gewesen. Und: last not least der Meister der fröhlichen und traurigen Töne Sascha Bendiks. Das Publikum jubelte und sogar die Presse war unterhalten. Sehr schön das alles. Mein Privatschamane hat mir im übrigen gesteckt, daß der Regen die restlichen Vorstellungen verschonen werde. Das ist ein Befehl, Mister Petrus!


(freiburg, den 21. Juli 2013)
Das "Restaurant Löwen"  in Freiburg ist Institution und Rettungsanker, versorgt er doch Nachtarbeiter aller Couleur bis morgens um drei mit Speis und Trank. Folgerichtig sind die Wände gepflastert mit unzähligen Fotos und Danksagungen diverser Musiker, Schauspieler und Schriftsteller. Ich setze mich dann gerne an den Tisch, über dem das Foto des wunderbaren Heinz Meier hängt - pfeiferauchend im nämlichen Lokal - und denke darüber nach, was für eine Ehre und was für eine Freude es war diesen großen alten Mann kennenlernen zu dürfen. So saß ich an dieser Stelle auch vorgestern, nachdem ich bis morgens um zwei geleuchtet hatte und aß Schwarzwälder Schinken, sann über vergangene Zeiten nach und es überkam mich beinahe die Lust wieder das Rauchen zu beginnen, weil es heute überall verboten. Gestern Nacht nun ist Heinz Meier gestorben. Als wir uns das letzte Mal - nach seiner vorletzten Vorstellung - sprachen, fragte ich ihn, ob er wohl nochmal die Bühne betreten würde und er schüttelte erschöpft den Kopf. Dafür sei er nun zu müde, sagte er mir. Dann verabschiedete er sich mit den Worten: "Mensch, ich freue mich so, daß Du dieses Jahr die Rathaushofspiele machst. Wir sehen uns zur Premiere." Er wird fehlen. Ich war sein letzter Regisseur. Es schmerzt.

(freiburg, den 9. juli 2013) Lang her, daß ich mich hier zu Wort meldete. Seit einem Monat nun in Freiburg und viel Spaß an der Arbeit. Das erste Mal tätige ich eine Freilichtinszenierung und der tägliche Blick zum Himmel wird zum Ritual. Gerade eben hatten wir schon vier Tage Sommer am Stück. Die dienstfreien Wochenenden waren positiv ereignisreich. Mitte Juni mit der Liebsten wunderbare Tage in Todtnauberg verbracht, auf Heideggers Spuren über manches nachgedacht. Mein Bär arbeitet das gerade auf. Daraufhin lustige Familientage in Konstanz - Foto oben - und Begegnungen mit den freundlichen Kollegen des letzten Sommers gefeiert und nach Hause geeiert. Und am letzten Wochenende zwischen Grillen und Chillen ein amüsanter Job in Gießen mit Herrn Pfeiffer. Ab heute zwei Wochen plus bis zur Premiere, dann Urlaub in Hellas und danach Arbeit und Arbeit! Kala!


(gießen, den 4. juni 2013)
Wie an selbiger Stelle vor einiger Zeit berichtet, hatte mein Arbeitsaufenthalt in der alten Heimat Konstanz im letzten Oktober ein schmerzlich tragikomisches Ende gefunden. Aber daß sich der Rattenschwanz der Unerfreulichkeit bis in den heuer beginnenden Sommer 2013 hineinschlängelt? Weia! Stand November letzten Jahres schuldete ich dem Theater Konstanz für die Nutzung der dortigen Theaterwohnung einen dreistelligen Kleckerbetrag, das Theater Konstanz schuldete mir einen Betrag in gleicher Kleckerhöhe: meine Restgage. Kann man eigentlich, nachdem die gegenseitigen Verletzungen und Aufgeregtheiten verdampft sind, auf dem kleinen Dienstweg erledigen und miteinander verrechnen, beziehungsgeübt wie wir Theaterleute eigentlich sein sollten. Dachte ich. Der Herr Professor und studierte Jurist von und zu KNIX sah dies anders. Anstatt mein briefliches Angebot in dieser Sache - "Kleiner Dienstweg, bitte! Steuergelder sparen! Nur der RA verdient!" -  zu beantworten aka beantworten zu lassen, wurde im April dieses Jahres der Kämmerer der Stadt Gießen bei mir vorstellig, hielt mir einen Rechtstitel unter die Nase (natürlich nur postalisch!) und forderte via Amtshilfe für die ach so arme Stadt Konstanz den Kleckerbetrag ein, und zwar sofort und in drei Tagen. Ansonsten Beugehaft und Zwangsvollstreckung und Kuckuck auf meiner Dylansammlung. Mahnung oder so hatte ich selbstredend nicht erhalten. Ich habe dann nett telefoniert mit Gießen. ("Etwas übertrieben, Herr Lugerth. Ich gebe Ihnen mal die Nummer der zuständigen Stelle in KN! Aber: Psst!") Ich habe auch noch nett telefoniert mit Konstanz. ("Also, des tut mir etz scho leid, Herr Lugerth. Des hoats it braucht. Aber des kam von ganz obbe, do kannsch nix mache!") Dann habe ich halt gezahlt. Heiße ja nicht Hoeneß. Und weil ich andererseits kein Goldeselchen in der Garage stehen habe, mußte ich - widerwillig angeödet - meinen RA bitten, den mir zustehenden Kleckerbetrag einzutreiben. Stunden später Post vom Bodensee folgenden Inhalts: nach Besprechung verreist lässt der Herr Professor und studierte Jurist von und zu KNIX mitteilen, daß er mit einer Verrechnung selbstredend einverstanden sei. Hier breche ich meinen Einlassungen ab, weil mit der grünen Minna in die JVA Butzbach gefahren werden mag ich nicht, außer im baldigen Herbst, wenn ich dort mit einigen Insassen den "Woyzeck" erarbeiten darf und will.
Nachtragschlag: Gestern obiges in die Öffentlichkeit gestellt, heute Post aus KN im Briefkasten. Natürlich werde man den Kleckerbetrag überweisen. Man bittet aber um Fristverlängerung, da wesentliche Mitarbeiter momentan verreist. Nun denn, spricht also Gießen, so sei es gewährt! Und ich blicke zurück auf all das Gedampfe und Gestampfe und das Hornberger Schießen wird zur konkreten Poesie. Konschtanz, vergißt etz au de Hecker it!