AKTUELLES

(kiel, den 9. februar 2017) Das erste, was ich außer der Katharina Blum mit Böll verbinde, ist das Kölsch, welches sein Neffe Clemens im Chlodwigeck einst und legendär auf den Tresen packte. Verdamp lang her. Nun hier oben in Kiel die "Ansichten eines Clowns", was mich oft in die Südstadt und meine rheinische Zeit zurückreisen lässt. Da Heinrich Böll dieses Jahr 100 geworden wäre und wir die ersten "Gratulanten" im Gedenkjahr sind, einiges an Presse und Vorankündigungen. Und zur heutigen Premiere beehrt uns auch einer seiner Söhne, Rene Böll. Sehr schön. Und danach mit der Liebsten aufs Schiff und ein paar Tage nach Göteborg. Hatte ich mir lange gewünscht.

(gießen, den 30. dezember 2016) "Hätte man den LKW - Anschlag verhindern können?" "Ja, hätte man den Weihnachtsmarkt im Holocaust - Mahnmal aufgebaut!" Stammt nicht von mir, sondern von der letzten Seite der deutschen Ausgabe des 'Charlie Hebdo', die ich gestern erstmals erwarb. Und sonst, oh Du schreckliches Zweitausendsechszehn? Vor allem starben eigene Erinnerungen, tränenbehaftete Lebenszeitbegleiter. Wobei das ganze sentimentale "Ruhe in Frieden und ich schaue zurück" - Gezwitscher eher Scham bei mir erzeugte. Hören wir die ganze "Various Positions". Nun gut, bewegt hat mich schon, daß Debbie Reynolds als Höhepunkt der Sterbesinfonie 2016 ihrer Tochter innert 24 Stunden folgte. Andererseits, gestorben werden muß. Demnach lieber Wähler bedenke, da der Krieg erreichte also langsam auch unser Land: verglichen mit Aleppo handelt es sich hier eher um eine Schürfwunde. Gelle! Bleiben wir also gelassen. Zur privaten Arbeitsbilanz: War alles vorhanden bei der dienstlichen Achterbahnfahrt durch das letzte Kalenderjahr. Am Ende steht ein klares 3:1 für die Freude, jedoch schmerzen unnötige Gegentore den Moralisten in mir gewaltig. Leider. Das nächste Jahr - und das war die Überraschung und das Geschenk der letzten Wochen - ist durchgebucht bis Ende November. Das erstemal Planungssicherheit im Dezember statt im April des Folgejahres. Wenn die Tinte unter den Verträgen trocken: mehr. Und das zentrale Überraschungsei des letzten Jahres: LDK. (Korrektur: 7:1 für die Freude) Den Anklickern ein selbstkritisch - entspanntes Neues Jahr ich wünsche. Wir können 2017 zur Abwechslung sicher auch mal anders.

(gießen, den 12. dezember 2016) Das Absurde in der Normalität. Mal hier. Mal dort vor Ort. Letzten Samstag waren beide nicht da. Der Meister nicht in Schweden, ich nicht bei meiner Premiere in Freiburg. Ich irrte ab durch den Wald. Ordentliche Kommunikation ist ein Fach, das in manchem Theater auf den Relegationsplätzen herumdümpelt. Nichtsdestotrotz habe ich zu danken: welch bescheuerte Coincidencia! Wer mich kennt weiß, daß ich dies eigentlich mag. Gestern haben wir alles zusammengeführt. Im taT hat der LahnDylanKreis das zu Feiernde gefeiert und nachts erreichten mich erfreulichste Berichte von einer gelungenen Veranstaltung im Breisgau. Und so gut wie ausverkauft iss dort bis Ende Januar. En suite. Der oblikatorische, trotzdem aber herzlichste Dank an ein wunderbares Freiburger Ensemble und natürlich an die beste, erste und einzigartige Band, die jemals hinter meinem Rücken rockte. Der Mitschnitt des letzten Gigs bald hier runterziehbar. Das Absurde in der Normalität.

(freiburg, den 3. november 2016) Heute saß ich im "Löwen" und verspeiste nach der Probe Läber- un Blutwürscht mit Kraut und Erdäpfelbrei. Fazit: Sie können nicht kochen in Hessen. Egal. Eigentlich saß ich in seller Kneip`, um Beistand zu erbitten für meinen zweiten Loriot - Abend am Wallgrabentheater. Heinz Meiers Bild im Löwen, es hängt noch.  Ich genoß das Mahl. Am Stammtisch spielte derweil der Seniorchef mit seinen Kumpels (Durchschnittsalter 70plus) einen knallharten Skat. Der junge Kellner, der im Halbstundentakt den Gutedel nachliefern mußte, wurde Christian gerufen. Aus tiefem Wald auf die Lichtung getreten, nehm ich dies als gutes Zeichen. Lieber Heinz Meier, ich werde in den nächsten Tagen und Wochen öfters mein Haupt gen Himmel recken.

(gießen, reformationstag 2016)  / Ermutigung: Du, laß dich nicht verhärten in dieser harten Zeit. Die allzu hart sind, brechen, die allzu spitz sind, stechen und brechen ab sogleich. Du, laß dich nicht verbittern in dieser bittren Zeit. Die Herrschenden erzittern - sitzt du erst hinter Gittern - doch nicht vor deinem Leid. Du, laß dich nicht erschrecken in dieser Schreckenszeit. Das wolln sie doch bezwecken, daß wir die Waffen strecken schon vor dem großen Streit. Du, laß dich nicht verbrauchen, gebrauche deine Zeit. Du kannst nicht untertauchen, du brauchst uns und wir brauchen grad deine Heiterkeit. Wir wolln es nicht verschweigen in dieser Schweigezeit. Das Grün bricht aus den Zweigen, wir wolln das allen zeigen, dann wissen sie Bescheid. / Morgen reise ich gen Freiburg.