AKTUELLES


(gießen, den 7. februar 2014)
Die Woyzeck - Premiere in der JVA Butzbach liegt ja schon etwas zurück, aber ich benötigte etwas Abstand, um mir darüber klar zu werden, was die Arbeit dort für mich bedeutete. Die Gedanken, welche ich niedergeschrieben habe, gibt es hier. Morgen dann vor Ort in Gießen nochmal ein Dylan - Doppelpack. Erst die Inszenierung des Shepard - Dylan und dann meine Late - Night. Zusammen mit der Band. Freue mich sehr. Sonntag Koffer packen und über Konstanz runter nach Freiburg. Dea Lohers "Am Schwarzen See". Ein rechter Brocken von Stück. Die Sprache und das Thema. Premiere am 19. März im Wallgrabentheater.


(gießen, den 31. dezember 2013)
Komme gerade von einer Premierenfeier der anderen Art: Aldiwürstchen, Schnellbackbrötchen und Apfelsaftschorle in einem Aufenthaltsraum der JVA Butzbach. Gestern abend hatte unser "Woyzeck" dort Premiere. Ich war sehr stolz. Heute früh nun mit den posteuphorisierten Teilnehmern aka Insassen aka Schauspielern die gestrige Vorstellung geehrt. Wenn meine eigene Posteuphorie gewichen ist, hier dann ein längerer Bericht über diese sehr besondere Arbeit. Das persönliche Lebens - und Arbeitsjahr war mutmachend und befriedigend, der gestrige Abend ein wunderbarer letzter Akkord. Beim Blick aus dem Ego - Fenster auf das politische, mediale und gesamtgesellschaftliche 2013 überwiegt leider meist heftige Übelkeit.   Bleibt die Kunst!


(gießen, den 18. november 2013)
Ich hatte ja so meine Zweifel, ob mein doch teilweise sehr sepiafarben ernsthafter Ansatz bei der Inszenierung der "Weihnachtsgans Auguste" funktionieren würde. Man lernt ja die Zweifel in den Gesichtern mancher Mimen zu lesen mit der Zeit. Aber lieber scheitern, als sich dem Trend zur kindertheatralen "Witzichkeit" anzuschließen. So dachte ich. Umso erfreulicher das beide Premieren den ersten Publikumstest mit Verve bestanden haben. Daß die Gießener Presse wieder ganz, ganz lieb zu mir ist, ist nur peripher zu erwähnen, aber gerne. Und daß die Mimen Spaß hatten aber sehr. Oben die Kollegen Thomas, Kurtz und Sommer. Am Wochenende war ich in Esch sur Alzette - mein eigenes Premierengeschenk - und sah einen Meister Dylan, von dem ich das erste Mal dachte, bald wird bei der "Never Ending Tour" das erste Wort gestrichen werden. Müde wirkte er, steife Knochen und mürbes Alter, servierte aber dennoch ein "Forgetful Heart", daß mir das Herzelein vibrieren ließ. Das schönste aber: ich traf unter dem "Kreuze Zimmerman" meinem alten Kollegen Cofi nebst Gattin, mit dem ich zu Tübinger LTT - Zeiten die dortige Theaterband beschrammelte. Sehr schön. Jetzt der "Woyzeck" in Butzbach und ich bin sehr erleichtert mich endlich nur auf eine Sache konzentrieren zu dürfen.

Hätte ich fast vergessen. The Lahn Dylan Cries. War großer Spaß. V.l.n.r.: Froggy Hammer, Jack Back and Phil Hill.


(gießen, den 28. oktober 2013)
Gestern sagte ich zu meiner Liebsten, daß es nach den vielen guten bis sehr guten Kritiken, die meine Arbeiten in den letzten Jahren erhalten haben, nun Zeit für einen ordentlichen Verriß wäre. "True Dylan" hat mir den Wunsch erfüllt. Der Abend und vor allem die Textvorlage "spaltete". Die Einen finden das Ganze wunderbar (gefüllte und gehörte 80 - 85,7 Prozent), die Anderen sagen: der letzte Dreck oder weitgehend sinnfrei (Kritik, einige Stimmen und der Rest). Dylan und Shepard hätten ihre helle Freude daran. Ich auch! Es ist sehr angenehm, an Orten an denen man sich wohlfühlt, nicht allen Menschen begegnen zu müssen.

Gestern Nacht: Lou Reed ist tot. Einer der paar Großen, der für sein Lebe(r)n einen angemessenen - sprich: höheren Preis - beglich als den, der in den langweiligen Komfortzonen unserer westlichen Zivilisation üblicherweise bezahlt wird. Ich durfte ihn letztes Jahr in Mainz live erleben. Ein erstes Mal. Ein letztes Mal: Trauriges Lied.
 


(gießen, den 23. oktober 2013)
Unlängst bemerkte meine Lebensbegleiterin, als ich von den "True Dylan" - Proben berichtete: "Das nennst Du Arbeit? Gitarre spielen, Meisterbücher durchblättern, Deine Lieblingskonzerte anhören, Zitate sammeln und Anekdoten erzählen? Das machst Du doch auch in unserer Wohnung." Selbstredend war dies liebevoll scherzhaft gesprochen, dennoch hier meine Antwort: "Liebste, was anderes ist eine im besten Falle erfüllende Arbeit  - nicht jeder hat die Gunst dies zu erfahren, ich weiß  - als sich zu erinnern, sich zu durchforsten und zu durchblättern, den alten Liedern, Versen und Gesängen zu lauschen, welche sich in Dir abgelagert haben, nicht fremdbeflüstert irgendeinem hyperventilierenden "NEU" hinterherzuhecheln, sondern gelassen zu betrachten, wie sich Anderes über Altes schiebt und - Glaube Liebe Hoffnung - sich nicht selbst zu verkaufen an die eigenen Ängste? Was anderes ist eine gute Arbeit - Warum sehen viele Menschen es als ihre vorrangige Aufgabe solches zu verhindern? - als ein Versuch, der vom Wollen durchwirkt, aber nicht verdammt, wenn ein erträumtes Ergebnis nicht zu Stande kommt? Was anderes ist Arbeit, als müde aufzustehen, aber gerne?" Eine gute Zeit liegt hinter mir. Zwei jungen Schauspielern zuzuschauen, die sich kennenlernen, fremdeln, sich schätzen lernen, miteinander spielen, kaum Lebenszeit vergeuden und eine Geschichte erzählen. Vielleicht die eigene? Morgen ist Generalprobe. Danach entscheidet das Publikum. Oder auch nicht.  Dank dem alten Barden!