AKTUELLES


(gießen, den 29. juni 2014)
Wäre Lissabon eine Frau, hätte ich Lissabon einen Heiratsantrag gemacht und wäre geblieben. Gut, ich war nicht alleine in dieser herrlichen Stadt. Vier tolle Tage und für die Arbeit viel aufgesaugt. Licht. Geräusche. Bilder. Freundlichkeit. Fado. Saudade? Vielleicht. Während dem Rückflug verkündete der Pilot eine portugiesische Niederlage. Schade eigentlich. WM? In Brasilien rennen in der Mittagshitze überbezahlte Jungspunde über den Rasen, damit das reiche Publicview - Europa sich und seine existenzielle Langeweile zur primetime feiern kann. Während dem hyperventilen Sommermärchen '06 stand Lateinamerika morgens um 4 Uhr auf, um Pöhlerei anschauen zu dürfen. Ich freue mich gerade über jede Abendprobe, weil ich dann nicht, alten Reflexen nachkommend, vor der Glotze sitzen muß. Und gehe im Moment sehr gerner arbeiten als sonst sowieso.


(gießen, vatertag 2014, dauerregen)
Den Bogen spannen. Einen Bogen spannen zwischen Anspruch und Realität, zwischen den eigenen Wünschen und der fremdem Disposition, zwischen künstlerischer Freiheit und finanzieller Abhängigkeit, zwischen Mut und Gelassenheit, zwischen dem wütenden Wunsch aufzustehen und zu gehen und der Freude an der Arbeit mit den Schauspielern und den Gewerken. Seit Anfang des Monats wieder im täglichen Theatralmodus. Erst die Vorproben für das Märchen aka Familienstück "Anton - Ein Mäusemusical" (Premiere im November!), dann ein paar Tage Lissabon und im Anschluß daran die Vorproben für das Stück, mit dem das neue Theaterstudio eröffnet werden soll. "Erklärt Pereira". (Premiere im September!) Also heißt es täglich den Bogen zu spannen zwischen den Hysterien meines Berufes und der Tatsache, daß ich es nicht anders wollte. Die Brücke knarzt, aber hält und unter mir rauscht die Zeit dahin. Flußabwärts, manchmal gar flußaufwärts.


(gießen, den 5. april 2014)
Kaum Zeit gehabt, um zur Ruhe zu kommen nach der Arbeit in Freiburg. Jedoch der Rest des Jahres ruckelt sich zusammen. Bald beginnen hier in Gießen wieder die Vorproben für das Weihnachtsstück der nächsten Spielzeit. Viel Musik dabei. Fast direkt im Anschluß daran dann eine durchaus ehrenvolle Aufgabe. Details später. Kollateralfreude dieser Aufgabe: ein mehrere Tage währender dienstlich - privater Vorbereitungsurlaub in Lissabon ist gebucht. Und heute haben mir die Freiburger zwei weitere sehr erfreuliche Besprechungen unserer Loher - Produktion zugeschickt. Stolz! Hier in Auszügen! Ãœbernächste Woche dann eine Woche Schwarzwald. Durch die Wälder. Sonst nichts. Wie immer in bester Begleitung. Wunderbar!


(gießen, den 21. märz 2014)
"Eine Bereicherung für die regionale Theaterszene" sei der Dea Loher - Abend, so schreibt die Kritikerin am Ende ihrer äußerst positiven Besprechung und ermutigt ein Theater öfters Gegenwartsdramatik auf den Spielplan zu setzen. Ja! Das Theater und der Mut! Ich wünsche den vier Kollegen, daß viele Zuschauer den Mut fassen und sich den "Schwarzen See" anschauen. Das Werk hat es verdient und die vier Mimen erst recht. "Das war schon besonders / irgendwie.", sagt eine der Figuren im Stück. So war es diesmal in Freiburg: besonders. Und in drei Stunden geht es hier in Gießen weiter. Diverse Konferenzen. Bald mehr davon.


(freiburg, den 15. märz 2014)
Der große Peter Brook schrieb einst - please notice the return of the kleinschreibung:

„ich kann jeden leeren raum nehmen und ihn eine nackte bühne nennen. ein mann geht durch den raum, während ihm ein anderer zusieht; das ist alles, was zur theaterhandlung notwendig ist. (...) wo nichts ist, ist alles möglich. „der leere raum“ ist für mich der punkt oder ort in einem kreativen prozess, an dem mir nichts mehr einfällt und sich in meinem kopf eine absolute leere ausbreitet. ich habe keine vorgefertigte lösung parat und weiß nicht, was ich machen soll. ich könnte das auch kontrollverlust nennen. damit verbunden ist meist ein unsicheres gefühl, das auch in angst oder eine leichte panik übergehen kann, also grundsätzlich eher eine unangenehme sache. diese situation suche ich normalerweise nach kräften zu vermeiden. (...) diesen punkt kann ich allerdings auch anders betrachten: als ein absolutes geschenk. denn kontrollverlust bedeutet die möglichkeit einer neuen entwicklung und kann einen schritt in etwas neues, etwas vorher nicht dagewesenes ermöglichen. wenn ich diesen leeren raum zulasse, aushalte und ein bisschen warte, wird mir etwas einfallen. (...) ich wähle übrigens wenn möglich immer die allererste idee. vielleicht mache ich einen fehler. dann kann ich das nächste mal diesen fehler als erfahrungsquelle nutzen und mein tun korrigieren. so einfach ist das. eigentlich."

Bald wird Premiere sein. Man wird sehen. Heute danke ich schon mal - siehe oben von links nach rechts - Peter, Bille, Michael und Regine für ihre Bereitschaft mich in den letzten Wochen auf einer anstrengenden Reise begleitet zu haben.