AKTUELLES

(freiburg, den 18. november 2014) Selbst Mäuse können Weltmeister werden. Nicht nur auf dem Sofa. Sogar darunter. Falls das Plätzchen nicht zu schwer und die Katze nicht zu hungrig ist. Viel Zeit hatten wir nicht in Gießen, um das Ding zu rocken. Die Schauspieler aber waren unerschrocken, auch wenn es im Umfeld gerne mal knirschte und ich an der vogelwild disponierten Punktlandung gelegentlich verzweifelte. Dennoch: Premiere iss, wenn der Lappen hochgehen tut. So war et. Die Kinder klatschten ab dem ersten Song mit und liebten die Spinne. Hier: Geschriebenes. Da: Zum Hören. In 4 Wochen der nächste Lappen im Breisgau. "Ich glaub, daß die Schauschpieler scho au Luscht habe, des Stück zu spiele." Wenn Jogi das sagt! Noch sind wir ja Weltmeister. Oder?

(gießen, der 7. oktober 2014) In Kiel, an diesem kleinen Theater, gehen die Uhren anders, deshalb arbeite ich dort sehr gerne. Da sitzen die Direktion, die Verwaltung, die Regie und das Ensemble - ganze vier Personen - an einem Tisch in einem Strandlokal an der Ostsee, trinken Kaffee oder Bier, essen Dorsch und Krabbenbrötchen und machen einen Vertrag. Auf einem Bierdeckel. Wie auf dem Viehmarkt einst gibt man sich die Hand, es wird durchgeschlagen und alles mit einem 'Gammel Dansk' besiegelt. Wunderbar! Und wenn ich dann auf der Rückreise auch noch vier Stunden Zeit habe mich in Hamburg in die 'Strandperle' zu setzen und Schiffe zu gucken, da danke ich für meinen Beruf. Aber vor Kiel (Premiere Februar 2015) wieder Freiburg. Das Thema: Männer und Fußball und so. Oh weia! Ich hoffe, ich kann die Klischees sinnstiftend umschiffen. Oder bestätigen? Mal sehn. Das Thema in Kiel, ach ja: Männer und Frauen. Also ran ans Vergnügen schaffen ohne Geisteswaffen. Oder eben gerade doch?
(gießen, den 13.09.2014) "Famoses Theater!", schreibt die eine Zeitung. Auf alle Fälle war "Erklärt Pereira", mit dem ich vor zwei Tagen die neue Studiobühne in Gießen eröffnen durfte, eine der freundlichsten Produktionen überhaupt. Und während der Vorstellung und auf der anschließenden Feier bekamen wir alle - und wirklich alle Beteiligten - die Liebe, die wir in den Abend gesteckt haben, hundertfach zurück. Eine
dichte und intensive Zeit. Als ich abends zum Theater gegangen war, spannte sich ein Regenbogen über den Eingang der Bühne. Manchmal ist es richtig schön. Jetzt ein paar Tage Pause, dann Krimifestival und Vorbereitungstrips nach Freiburg und Kiel, später das Weihnachtsstück in Gießen und wieder Freiburg. Die Steuern müssen eben bezahlt werden.
PS: Für alle Fotos, die während der Pereira - Proben entstanden, danke ich gern Rolf Wegst und Dietmar Janeck.
PS: Für alle Fotos, die während der Pereira - Proben entstanden, danke ich gern Rolf Wegst und Dietmar Janeck.

(gießen, den 29. juli 2014) "Ich grüße alle jungen Kollegen, die sich als obersten Wert ihres Schreibens die Wahrheit erwählt haben." Dies ließ Franz Fühmann 1984 auf seinen Grabstein meißeln. Nun stand ich unlängst an einem glühenden Sommertag in Märkisch - Buchholz an seinem leise vor sich hin marodierenden Grab. Die Inschrift noch lesbar, noch. Ich war im ersten Jahr der Vereinigung mit Fühmanns "Sturz des Engels" aka "Vor Feuerschlünden" von Tübingen aus in den fünf neu eingemeindeten Bundesländern auf Tour. Seitdem fasziniert mich dieser Schriftsteller, der wie kaum ein anderer sich und alle Verwerfungen des letzten Jahrhunderts schreibend durchwühlte, im steten Wandel, unerbittlich, vor allem gegen sich selbst. Der Zufall führte mich an diesen Ort, den ich schon lange besuchen wollte. In Brechts "Elegienbuckow" war das Hotel überbucht, also landete ich woanders. Ein besonderer Ort, den ich allen Ruhesuchenden empfehlen muß. Zehn sehr gute Tage verbrachte ich so in der Mark Brandenburg, wovon Herr A. Mahler baldigst genaueres zu berichten haben wird.

(gießen, gewitter, gedenktag, grillfest am 11.7.2014) Heute morgen die vorläufig letzte Probe von "Erklärt Pereira". Ich bin zufrieden. Nach zehn Jahren begegne ich Harald Schneider wieder - in meinen frühen "Gießener Jahren" haben wir so einige Male zusammen auf der Bühne gestanden - jetzt veränderte Rollen und es funktioniert ansatzlos, macht Spaß, befruchtet. Dann Anne Berg - "Nordost" damals, ihr letztes Stück vor der Babypause - sie kehrt auf die Bühne zurück und es ist eine Freude, ein große Freude. So mag ich den Beruf. Jetzt gehe ich Vinzenz "True Dylan" Türpe grillend verabschieden. Anschließend noch zwei nachbereitende Schreibtischtage und endlich wieder Bandproben. "The Lahn Dylan Kreis" macht weiter. Urlaub? Vielleicht in der Märkischen Schweiz. Dann noch Konstanz. Mal Seen! Neunundachtzig wäre er heute geworden, der Vater. Have I forgotten anything?