AKTUELLES


(gießen, den 14. juli 2015)
Das Beharken der Äcker war mühselig, die Saat nahm sich Zeit. Jetzt aber hat die Spielzeit 2015 / 16 zum größten Teil Form angenommen. Anfang November als erste Premiere "Patentöchter" nach dem Buch von Corinna Ponto und Julia Albrecht in Gießen im Studio. Im Januar '16 oben in Kiel bei den Komödianten Bergmanns "Szenen einer Ehe". Dann am 5. März des nächsten Jahren das Großprojekt "König von Deutschland" von Heiner Kondschak im Großen Haus zu Gießen. Heiliger Rio steht mir bei! Anschließend nach Freiburg und dort Ende April am Wallgrabentheater Lot Vekemans' "Gift". Bis denne und einen schönen Sommer!


(gießen, den 23. februar 2015)
Gestern strahlender Sonnenschein bei über zehn Grad Celsius und heute dichter Schneefall über Mittelhessen. Ich weiß, ich verbiete mir und Herrn Mahler immer das metaphorische Benutzen von Wetterphänomenen, heute ausnahmsweise mal. Während die letzten viereinhalb Jahre sehr gut liefen, so gut, daß es mir manchmal fast zu viel wurde, zeigt sich das Jahr 2015 bis jetzt als einziges, großes Brachland. Einige Angeln sind ausgeworfen, mancher Fisch schwamm kurz mal vorbei, angebissen hat noch nichts. Für 2016 dann aber schon. Das Los der Selbstständigkeit, gewiß, jedoch Nerven und Konto so gar nicht zuträglich. Die Erfreulichkeiten: Letzten Freitagnachmittag ein sehr runder und angenehmer Nachklapp zu unserer "Erklärt Pereira" - Produktion: "Fernando Pessoa - Ein geträumtes Leben". Immer schön mit dem alten Kunstkompagnon H. Schneider zu arbeiten. Schlußwort Pessoa: "Was auch immer das Schicksal wollen wird, so wird es geschehen."


(gießen, den 7. februar 2015)
Moin Moin und Merhaba. War eine gute Zeit da oben in Kiel. Der Winter halt, wie immer, wenn ich dort arbeite. Stürme. Fischbrötchen. Schnee. Regen und noch mehr Regen. Der allgegenwärtige Wind. Die Arbeit war sehr angenehm. Die Premiere hat gerockt, wie man neudeutsch bemerken mag. Die Presse ist zufrieden. Das Radio auch. Das Publikum dito und selbst ich. Wo ich in Freiburg unlängst noch mit dem Sujet "Kerle / Klischees / Komödie / Kasse füllen" ordentlich haderte, hatte das in Kiel mehr Fluß. Empfand ich. Vielleicht gewöhne ich mich auch nur an manches. Moin Moin und Allaha ismarladik! Ein Spezialgruß an Nesimi Temel, dessen Erläuterungen zur türkischen Kultur, den Familienritualen, den gemeinsam verwandte(n) Macken, zur korrekten Aussprache und zu den unzähligen Verästelungen des Islams uns sehr geholfen haben. Tesükker ederim! Müzik!


(kiel, den 6. januar 2015) Ich blicke aus dem fünften Stock des Hotels in Kiel, aus dem ich auch blickte, als ich hier vor vier Jahren das letzte Mal inszenierte und denke darüber nach, ob ich eventuell den Blick zurück ins letzte Jahr verpasst habe. Was blieb eventuell über? Zwei Zitate von Georg Maurer, über die ich stolperte. Das eine: „Dichten heißt: nicht Schamane sein, nicht Beschwörer, nicht Überredner, nicht Gefühlsexzentriker. Das heißt, nicht Gefühle über Dinge sagen, sondern die Dinge so sagen, daß sie gefühlt werden können. Nicht eine Sache interessant machen wollen, sondern das Interessante der Sache entdecken. Nicht die eigene Begeisterung herausposaunen, sondern das Hinreißende der Sache zur Sprache bringen.“  Und das andere: „ (…) Über die Toten kann man sprechen, was man will. Sie stehen nicht mehr auf, um sich zu verteidigen – oder dein Lob schamhaft zu dämmen. Sie erschlagen dich nicht, wenn du sie schmähst, sondern deine Lüge erschlägt dich, sie erheben dich auch nicht, wenn du ihnen gerecht wirst, sondern deine Gerechtigkeit erhebt dich. Versprich nicht – denn, wenn man verspricht, verspricht man sich zumeist. Denn deine Zukunft gibt nichts auf dein Versprechen. Beruf dich nicht auf die Vergangenheit, um dich zu erweisen. (…) Sag, wie es um die Gegenwart steht. Denn das sind immer die süßesten Worte, auch wenn es bittere Pillen sind. Denn sieh, das lebendige Blut in uns ist immer süß, auch wenn es uns weh ums Herz ist. Denke über die Vergangenheit nach, aber denke dabei, daß du darüber nachdenkst und du nicht die Wahrheit der Vergangenheit, sondern deine Wahrheit auffinden willst!" Zwei sehr bedenkenswerte Zitate, obwohl und weil schon 1949 verfasst. Die Menschen ändern sich langsamer, als sie es gerne behaupten würden. Das bleibt bedenkenswert. Für die Arbeit. Besonders am Theater. Und auch sonst.


(gießen, den 19. dezember 2014)
Männer, die Arbeit ist getan. Meine zumindest. Was war noch der Auftrag? Lugerth, inszeniere bitte eine Komödie! In diesem Falle: eine "Erfolgskomödie"! Lustig sein muß es, ein bißchen Nachdenklichkeit mit dabei und vor allem soll der Laden brummen. Stand heute sind die Vorstellungen (en suite) bis in den Januar 2015 hinein so gut wie ausverkauft. Was daran mein Verdienst, was der Titel ausmacht, die parallell laufende Verfilmung an Publikum bringt: wurscht. Die Mimen müssen das Ding mindestens 33mal stemmen. Ich hoffe, sie haben Spaß an der Veranstaltung bis zum Schluß. Das Publikum zeigt sich bis jetzt sehr amüsiert, hat man mir mitgeteilt. Bilder und die Besprechung der Kritikerin, die zum Lachen in den Keller ging: hier. Anfang Januar dann gen Kiel. Der Auftrag, Männer? Eine Komödie! Und mach den Laden voll! Lugerth? Ok? Ay Ay, Käpt`n!