AKTUELLES

(kiel, den 3. januar 2016) Der allmorgendliche Blick aus meinem Hotelzimmer in Kiel. Die Ankünfte und die Abfahrten der Ostseefähren bilden hier vor Ort eine Art zweiter Uhr. Wechselnde Winde führen gelegentlich zu Abweichungen, jedoch unwesentlich. Sind die Winde zu heftig, hilft ein kleiner Schlepper. Möge das nächste Jahr in ebenso ruhigen und berechenbaren Bahnen stattfinden. Ein frommer (?) und den Weltläuften konträrer Wunsch meinerseits und auch jenen zugedacht, die hier vorbeischauen. Ein Vorbericht zur kommenden Premiere.

(gießen, den 14. november 2015) Das Grundgefühl nach der Premiere der "Patentöchter" war Erleichterung, Erleichterung darüber, es geschafft zu haben und dieses komplizierte Textteil klar, einfach und ohne Gefühligkeit erzählt zu haben. Eine Kritikerin denkt darüber nach, ob man ein Buch auch auf die Bühne bringen muß oder ob man es nur kann. Berechtigte Frage. In diesem Fall - und am heutigen Tag sowieso - denke ich allerdings: man muß das sicherlich. Ansonsten viel Zustimmung hier und da, die der Abend geniessen durfte. Meine größte Freude allerdings war die Freude der zwei Schauspielerinnen nach getaner Arbeit. Am Mittwoch geht es weiter nach Kiel.

(gießen, den 12. november 2015) Seit langer Zeit hängt über meinem Schreibtisch obige Postkarte. Dazu das kleine Gedicht von Robert Frost, welches der vorgestern verstorbene "ewige" Bundeskanzler in seinen letzten Jahren gerne zitiert haben soll: "the woods are lonely, dark and deep / but i have promises to keep / and miles to go before i sleep / and miles to go before i sleep." Desweiteren halte ich die H. Schmidt einst vorgehaltenen "Sekundärtugenden" - gerade in Zeiten, in denen sie drohen gänzlich auszusterben, für - wohldosiert eingesetzt - durchaus beachtenswerte Richtlinien bei der Bewältigung etlicher Lebensaufgaben. Dienstlich. Und im privaten Umgang. Heute abend ist Premiere. Für eine hochkonzentrierte und ernsthafte Probenzeit habe ich den vier beteiligten Damen C. Weber, P. Soltau, D. Schneider und A. Beeskow zu danken. Als Prolog: schönes Interview.

(gießen, den 25. oktober 2015) Ist so eine Sache mit den Erinnerungen. Wieviel an Erinnerungen und von welcher Art benötigen wir, um am Theater für und über ein Morgen zu erzählen? Aussparungen? Begradigungen? Reinigung? Aussieben? Was ist tatsächlich eigen, was nur fremd, aber inhaliert und adoptiert? In den nächsten Wochen und Monaten werden mich die Siebziger Jahre umtreiben und da liegt so manches rum. Politisch. Privat. War ja einst ein und dasselbe. Sagt man. Heute noch? Oben stehe ich in Frankfurt vor den Garagen, wo im Sommer 1972 Baader, Meins und Raspe festgenommen wurden. Nötige Erinnerung? Seit zehn Tagen hat mich wieder die alltägliche Arbeit. Nach der Zwangspause auch eine Umstellung, aber gerne. Die nächste Premiere.

(gießen, den 9. september 2015) Letzten Sonntag ist 'Lahn Dylan Kreis' wieder auf die Bühne gesprungen. Beim Kulturfest zur Saisoneröffnung. Weil die Geige ein Kind kriegt, haben wir uns eine junge Stromgitarre von der Transferliste gezogen. Von links nach rechts bei der Nachbesprechung: Kevin The Floh (git); Froggy The Hammer (dr); Phil The Hill (bs); Jack The Mack (voc, git, harp). Natürlich hatte der Herr Zimmermann programmatisch das Sagen, aber wir haben auch Meister Möbius ein bisserl von den Scherben und vom König singen lassen. War schön.