AKTUELLES

(gießen, den 15. juli 2019) Sehr anregende kleine Dienstreise. Erst der Meister in Mainz. Nach den letzten beiden Konzerten, die ich sah (Esch sur Alzette 2013 / Frankfurt 2017) hatte ich schon erhebliche Zweifel, ob ich mir das nochmal anschauen mag live und in Farbe. Doch unlängst fiel mir ein Mitschnitt der diesjährigen Europatour vor die digitalen Füße und machte mich neugierig und, ja, es hat sich gelohnt. Dylan ist immer wieder für eine Überraschung gut. So auch gestern in Kilkenny. Zwei rastlose heilige alte Geister. Dann die letzte Woche in Hoywoy. Etliche Gespräche, Begegnungen, Erlebnisse, die mir noch einige Lichtlein in Sachen Gundermann aufgehen ließen. Herzlichen Dank an Uwe Proksch und Reinhard "Pfeffi" Ständer für Einblicke und Tipps. Und für die 'Schaltzentrale'. Ansonsten drehte ich mit dem Fahrrad meine Runden, klapperte die Schulen, die ehemaligen Wohnungen des Gundermann ab und schwamm in gefluteten Gruben, besuchte einen aktiven Tagebau, sammelte hier und guckte hin und da, schrammelte Gundis Lieder vor Ort, freute mich in der Brigitte Reimann Begegnungsstätte über beste Betreuung, lernte viel über die Entstehung der Neustadt Hoyerswerda und war stets hin und hergerissen zwischen großer Freude und heftiger Melancholie. Plus Wut. Es ist nun mal und bleibt ein anderes Land und dem Großteil des Westens ist der Osten im Prinzip scheißegal. Jetzt ran an die Buletten!

 

Weshalb eine Woche nach Hoyerswerda fahren? Wurde ich gefragt. Mit diesem leicht konsternierten (West) - Blick. Als plante ich mit Krokodilen um die Wette zu schwimmen und an Glatzen Perücken zu verkaufen. Heute antwortete in der FR Norbert Abels, scheidender Chefdramaturg der Frankfurter Oper, für mich: "Der inzestuöse Theatertunnelblick, der die Welt außerhalb der Bühne aus seiner hermeneutischen Weckglasperspektive negiert, ist leider ein weitverbreitetes Phänomen." Weckglasperspektive!! Allein diese Wortschöpfung! Ganz wunderbar!

 

Und: ich hatte zwei Begleiter in Sachsen und Brandenburg. Die Genossen haben hingeschaut und auch gesehen.

(gießen, den 12. juni 2019) "Geh bitte, lob er die Panad` nie vurm Schnitzel!" So sprach der große Nestroy. Oder war es doch der Lafer? Jedoch: letzte Woche war ich unten in Freiburg um mit „Genosse Kapellmeister“ Sascha Bendiks unseren Gundermann – Abend in seinen Grundzügen zusammenzubasteln. Davor trafen wir Heiner Kondschak, den ersten und wahren Gundi – Botschafter SUEDWESTZONE. Das war erfrischend und erhellend da unten in Tübingen, Reutlingen, Ofterdingen. (Und viele – gute – Erinnerungen au no.) Gestern traf sich zu Gießen – nach offizieller Verkündigung der Besetzung – ein erstes Mal das Team zu einer kleinen Session. Viel Freude, zum einen weil auf jeder Position meine absolute Wunschbesetzung musizierte und sang und zum anderen, weil einiges an Möglichkeiten zu hören war. In jeder Hinsicht. (Kann was werden oder wird alles ganz anders.) Anfang Oktober geht es richtig los, Premiere dann Mitte November. August und September verbringe ich in Kiel. Im Sommer an der Förde arbeiten. Die letzten Jahre ließ ich mir meist im Januar und Februar den kaltfeuchten Wind um die Mütze blasen. Jetzt ein paar Tage in den Harz, einen wichtigen Geburtstag feiern und im Juli nach HOYWOY, um im Schatten der Platten (Foto) den Gundi – Abend zu Ende zu schreiben. Hoimat aber au!

(gießen, den 27. mai 2019) Ein großteils zu Ende gelebtes Leben auf eine Seite Print reduziert. Geht das? Anderthalb Stunden saß ich letzte Woche mit einem sehr emphatischen Journalist in unserer Küche und quatschte mich durch mein Leben aka das, was ich meine erinnernd für jenes zu halten. Ein paar Tage später ein Text lesbar auf Papier. Natürlich werden alle Ambivalenzen, welche das Hin und Her eines solchen Gesprächs beinhalten zwischen den Tasten im Sinne einer Erzählung in eine Geradlinigkeit gepresst, welche sich der Wahrheit lediglich annähert. Was immer sei eine Wahrheit.  "Das Erlebte als Motor". Das bringt es auf einen Punkt. Dafür sei Dank.

(gießen, den 3. mai 2019) So haben wir also am letzten Sonntag unseren RIO - Abend zu Grabe getragen. (Der Autor gab uns die Ehre, freute sich und gemeinsam - siehe unten - blickten wir auch schon mal in die Zukunft.) Sonst: Viele Tränen, aber auch ein großes Fest. Wie sagte die "meisterliche" Inspizientin: "War irgendwo so eine Art Aera am Stadttheater Gießen!" Zur Zugabe enterten die Gewerke die Bühne und sangen und hüpften mit. So knappe zwanzig Minuten Applaus. Irgendwann in der Nacht packte mich die GROSSE TRAURIGKEIT in Gestalt des Schwankteufels am Nacken, aber Sascha "Genosse Kapellmeister" Bendiks geleitete mich sicher nach Hause so wie er schon vor 3 Jahren und 3 Monaten dieses mit unserer Produktion getan hatte. Ein richtig Guter. Als nächstes und sollten die Bedingungen stimmen - die Verhandlungen stehen noch aus - werden wir uns dem Vermächtnis von Gerhard Gundermann widmen. Dieses ist schon eine rechte Aufgabe, aber wir mögen es wagen. Glück auf.

(gießen, den 5. april 2019) Es war ein wunderbarer, freundlicher und intensiver Abend der letzte Mittwoch, unsere Premiere des "Kollektiv BeBob". Die Hütte war sehr gut gefüllt und alles war begeistert: das werte Publikum, die liebe Presse und die teure Band herself. Wir betrachten das Ganze als einen Auftrag: weitermachen. Keep on keepin' on. (Für das Foto oben und jenes auf der Seite Kritiken danke ich herzlich Herrn Axel Cordes.)